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    Psychologie, Selbstvertrauen
    Emotionale Abhängigkeit – erkennen und lösen
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    Machen wir uns nicht alle bis zu einem gewissen Grad emotional abhängig, wenn wir uns auf eine Beziehung einlassen? Muss man nicht in jeder Beziehung dem Partner zuliebe auch Kompromisse eingehen? Solche oder ähnliche Fragen bekomme ich in meiner Praxis häufiger gestellt. Und ja, Kompromisse gehören sicherlich zu einer Beziehung dazu, und niemand ist froh und jubelt, wenn er oder sie plötzlich vom dem*der Partner*in verlassen wird. Es gibt jedoch einen Unterschied zwischen sich einem anderen Menschen emotional zu öffnen und sich von dem*der Partner*in abhängig zu machen.

    Emotionale Abhängigkeit bedeutet, sich unfrei oder nicht in der Lage zu fühlen, ohne den*die Partner*in zu sein oder zu entscheiden. Das eigene Wohl oder Glück scheint abhängig von der anderen Person und ihrer Zustimmung zu sein. Beispielsweise richten wir unser Handeln immer wieder nach dem*der Partner*in aus und ordnen unsere Bedürfnisse unter, weil wir übergroße Angst davor haben, verlassen zu werden. Emotionale Abhängigkeit geht dabei weit über eine allgemeine Trennungs- und Verlustangst hinaus. Sie ist übrigens nicht nur auf Paarbeziehungen beschränkt, sondern kann ebenso in Eltern-Kind-Beziehungen oder Freundschaften vorkommen.

    Woran erkenne ich, dass ich mich emotional abhängig mache?

    Nicht immer ist uns bewusst, dass wir uns emotional abhängig machen, zum Teil weil es vielleicht unseren typischen Mustern entspricht oder wir es gewohnt sind, für Harmonie in einer Beziehung zu sorgen. Woran erkennen wir also, dass wir in einer ungesunden Abhängigkeit feststecken? Folgende Symptome können dafür sprechen:

    - Starkes Bedürfnis nach Bestätigung: Du brauchst häufig eine Rückversicherung, dass der*die andere dich liebt und mit dir zusammen sein will, und wirst unsicher, wenn er*sie es dir nicht bestätigt oder sich nicht sofort auf deine Nachrichten bei dir zurückmeldet.

    - Einseitigkeit: In der Beziehung bist du häufig der Part, der die Initiative übernimmt oder sich kümmert. Der andere zieht sich mehr zurück oder verhält sich passiv. Du bemühst dich mehr um die Beziehung. Der*die andere ist weniger emotional verfügbar.

    - Angst vor dem Alleinsein: Ohne den*die Partner*in weißt du wenig mit dir anzufangen, hast das Gefühl innerer Leere oder der Unvollkommenheit ohne eine*n Partner*in. Dadurch klammerst du dich eher an den*die Partnerin. Zeit für dich allein siehst du als weniger wertvoll an.

    - Vernachlässigung eigener Interessen und Freundschaften: Vor eurer Beziehung hattest du lebendige Freundschaften, aber während du in der Beziehung bist, hast du dich mehr und mehr von deinen Freunden zurückgezogen und beschränkst dich nur noch auf diese eine Person.

    - Ständig versuchen, es dem*der anderen recht zu machen: Die Gefühle und Bedürfnisse der anderen Person haben Priorität in eurer Beziehung. Du versuchst es dem*der anderen recht zu machen und überschreitest dabei deine Grenzen (Motive dafür können sein: damit der*die andere bleibt/happy ist/dich liebt).

    - Schuldgefühle: Wenn die andere Person unglücklich oder gekränkt ist, beziehst du es auf dich und hast Schuldgefühle. Du hast den Drang, etwas zu tun, damit der*die andere sich wieder gut fühlt - statt die Situation aus einer gewissen Distanz zu betrachten und die Person ihre eigenen Gefühle erleben zu lassen.

    - Eifersucht und Verlustangst: Du steigerst dich in deine Eifersucht hinein und versuchst, die andere Person zu kontrollieren, und zum Beispiel ständig wissen zu wollen, was die andere Person macht, oder ihr Handy zu überwachen. Du hast übergroße Angst, du könntest den anderen verlieren.

    Was sind mögliche Ursachen von emotionaler Abhängigkeit?

    Die Frage nach den Ursachen von emotionaler Abhängigkeit ist komplex und lässt sich nicht so leicht beantworten. Sie kann sich in der aktuellen Beziehung oder durch Erfahrungen in früheren Partnerschaften entwickelt haben; häufig entsteht dieses Muster jedoch bereits in der Kindheit. Emotionale Verletzungen können in der Kindheit das Gefühl von innerer Abhängigkeit hervorgerufen oder verstärkt haben, zum Beispiel durch die Trennung der Eltern, einen emotional nicht verfügbaren Elternteil oder durch emotionalen Missbrauch.

    Fast immer ist die emotionale Abhängigkeit an ein geringes Selbstbewusstsein oder einen niedrigen Selbstwert gekoppelt, den man unbewusst durch die Beziehung bzw. den*die Partner*in ausgleichen möchte. Überzeugungen können dabei sein: "Ohne eine*n Partner*in bin ich nichts wert.", "Mein Partner*in trennt sich sowieso von mir, weil er jemand anderen interessanter/besser findet als mich.", "Liebt er*sie mich genug?". Durch die Zuneigung des anderen Menschen möchte man sich selbst versichern, dass man liebenswert/genug/attraktiv/interessant oder... ist, oder versucht unbewusst, einen Mangel an Liebe im eigenen Leben auszugleichen.

    Auch Erfahrungen von Einsamkeit oder Unzufriedenheit mit dem eigenen Leben können Ursachen für emotionale Abhängigkeit sein. Wir geben dann dem anderen Menschen die Macht darüber, für Glück und Freude in unserem Leben zu sorgen. Eine einzelne Person scheint der Schlüssel für unser Lebensglück zu sein. Erfüllt diese Person unsere Erwartungen nicht oder wendet sich ab, fühlen wir uns (als emotional abhängige Person) womöglich zurückgesetzt und verlieren wir das Vertrauen darin, selbst die Quelle für unsere Zufriedenheit und unser Glück zu sein.

    Wie löse ich mich aus emotionaler Abhängigkeit?

    Sich aus emotionaler Abhängigkeit zu befreien ist sicherlich ein Weg und keine schnelle 180-Grad-Wende. Ein erster Schritt ist, die emotionale Abhängigkeit bei sich selbst zu erkennen und den Wunsch zu haben, etwas daran zu verändern. Weitere kleinere und größere Schritte können dann dazu führen, sich mehr und mehr aus dem Gefühl der inneren Abhängigkeit zu befreien:

    1. Sich selbst reflektieren. Versuche herauszufinden, was hinter deiner emotionalen Abhängigkeit steckt. Ist es das Gefühl, nicht liebenswert zu sein, dir selbst oder anderen etwas beweisen zu müssen, oder das Gefühl, nicht genügend geliebt worden zu sein? Kann dein*e Partner*in dir das geben bzw. erfüllen? Oder ist dieser Anspruch zu hoch? Sei ehrlich mit dir selbst, aber habe auch Mitgefühl mit dir.

    2. Selbstwertgefühl stärken. Ein Schlüssel ist, dein Lebensglück nicht von deinem*er Partner*in abhängig zu machen. Finde heraus, was dein Selbstwertgefühl stärkt, z.B. indem du dich auf deine Stärken und Ressourcen besinnst; dir die Dinge schenkst, nach denen du dich sehnst: Aufmerksamkeit, Fürsorge, Zuneigung und Liebe; und indem du dir bewusst machst, dass du bereits wertvoll bist, so wie du bist, ohne etwas dafür tun zu müssen.

    3. Eigene Bedürfnisse wahrnehmen. Selbstwert und emotionale Freiheit zeigen sich auch darin, dass du deine Bedürfnisse wahrnimmst und für dich priorisierst. Überlege, was dir wichtig ist und was dir guttut. Das können Bedürfnisse innerhalb der Beziehung sein (über ein Thema sprechen, die Aufgaben im Alltag anders aufteilen), insbesondere aber Bedürfnisse, die dich und dein Leben betreffen (mehr Zeit für dich, für mehr Entspannung sorgen, ein Hobby wiederaufnehmen).

    4. Interessen und Beziehungen pflegen. Den Partner in den Mittelpunkt des eigenen Lebens zu stellen, bedeutet auch viel Verantwortung für nur eine Person. Welche Interessen hast du auch unabhängig von deinem Partner? Welche Aktivitäten machen dir Spaß und erfüllen dich? Du lässt deine*n Partner*in nicht im Stich (oder verlierst ihn/sie), wenn du neue Aktivitäten aufnimmst. Pflege auch Freundschaften oder finde neue Freunde, wenn du dich sonst sehr auf deine Partnerschaft konzentriert hast.

    5. Sich selbst Liebe und Fürsorge schenken. Das ist sicher der wesentliche Punkt, wenn du bisher den*die Partner*in als die Person wahrgenommen hast, die dir hauptsächlich Liebe und Zuneigung schenken soll. Lerne, auch Zeit mit dir selbst zu verbringen - dazu musst du möglicherweise aus deiner Komfortzone heraus und die Angst vor dem Alleinsein überwinden. Was wünschst du dir und wie kann es aussehen, es dir selbst zu geben (Aufmerksamkeit, Komplimente, Zeit, spannende Erfahrungen)? Sei liebevoll mit dir und behandle dich wie den wichtigsten Menschen der Welt.

    6. Gedankenmuster hinterfragen. Überprüfe, was du über dich selbst denkst. Sind es liebevolle und wertschätzende Gedanken oder wertest du dich innerlich ab? Glaubst du von dir selbst, dass du ohne Partner*in nicht genügst? Dann ist es an der Zeit, alte Gedankenmuster abzulegen. Vielleicht gelingt es nicht an einem Tag, aber lege den Grundstein dafür, indem du alte Überzeugungen identifizierst und durch positive Selbstgespräche ersetzt und dir selbst sagst, was du an dir schätzt.

    7. Weniger Kompromisse. Wenn du in deiner Partnerschaft bisher viele Kompromisse gemacht hast und dich häufig nach deinem*er Partner*in gerichtet hast, kann es sein, dass du ab jetzt mehr auf deine Bedürfnisse achten solltest und ein besseres Gleichgewicht anstreben solltest. Es geht nicht darum, den Spieß jetzt herumzudrehen, sondern vielmehr, dass du deine Termine und Aufmerksamkeit nicht komplett nach der anderen Person ausrichtest. Was sind deine Wünsche und Bedürfnisse?

    8. Geduldig mit sich selbst sein. Last but not least gilt für alle erwähnten Punkte: Sei geduldig mit dir selbst. Wenn du den*die andere*n häufig wichtiger nimmst als dich selbst, ist das wahrscheinlich schon eine tiefe Gewohnheit. Auch die Angst vor dem Verlust ist vielleicht früh erlernt worden und sitzt tief. Aber auch Gewohnheiten lassen sich ändern und wahrscheinlich gibt es schon Bereiche, in denen du weiter bist und für dich gute Verhaltensweisen entwickelt hast. Du bist deinen Gefühlen (auch dem Gefühl, abhängig zu sein) nicht ausgeliefert - du bist mehr als deine Gefühle.

    Ich wünsche Dir viel Mut und Erfolg dabei, emotionale Verstrickungen zu erkennen und dich daraus zu lösen. Ich bin überzeugt davon, dass Lieben bedeutet, innerlich frei zu sein - und immer wieder zu wachsen und sich zu entfalten.

    18. Juni 2025
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