Was, wenn etwas Schlimmes passiert ist? Er hat sich seit einer Stunde nicht gemeldet, vielleicht hatte er einen Autounfall... Was, wenn hinter den Symptomen, die ich seit ein paar Tagen bemerke, eine schwere Erkrankung steckt? ... Man hört überall, dass die Wirtschaftslage aktuell angespannt ist; was passiert, wenn ich meinen Job verliere? Wird meine Partnerin mich dann verlassen?
Solche oder ähnliche Ängste hatte vielleicht jeder Mensch schon einmal. Das ist für sich genommen nichts Schlechtes, da die Angst in vielen Fällen ein Schutzmechanismus ist, der uns alarmieren will und uns dazu bringen möchte, in einer potenziell gefährlichen Situation zu handeln. Schwierig wird es erst, wenn die Ängste über einen längeren Zeitraum hinweg wiederholt vorkommen und nicht mehr nur auf einen konkreten Anlass bezogen sind.
Von einer generalisierten Angststörung spricht man, wenn solche Sorgen und Befürchtungen anhaltend und allgemein sind, d.h. wenn sie nicht auf bestimmte Bedingungen beschränkt sind. Betroffene erleben ihre Sorgen und Ängste als einen Dauerzustand, der sich nur schwer unterbrechen lässt und der ihren Alltag überschattet. Meist sind die befürchteten Szenarien sehr viel weniger wahrscheinlich, als Menschen mit einer generalisierten Angststörung annehmen.
Ebenso können körperliche Symptome auftreten, wie zum Beispiel Schwitzen, Zittern, Herzklopfen, Schwindel, Benommenheit oder Magen-Darm-Beschwerden. Menschen mit einer generalisierten Angststörung sind häufig sehr angespannt und befinden sich in permanenter Alarmbereitschaft. Weitere Anzeichen können Konzentrationsprobleme oder Schlafstörungen sein. Als Folge versuchen Betroffene häufig, Aktivitäten zu vermeiden, die sie als gefährlich einschätzen - was ihr Leben ebenfalls stark einschränken kann.
Charakteristisch für die generalisierte Angststörung ist zudem, dass die Betroffenen sich Sorgen darüber machen, dass die ständigen Ängste ihnen schaden könnten. Sie entwickeln eine "Angst vor der Angst". Aus diesem Grund versuchen Menschen mit einem solchen Krankheitsbild oft, ihre Ängste zu unterdrücken, was aber paradoxerweise meistens dazu führt, dass diese umso häufiger und stärker auftreten.
Abgrenzung zu anderen Angststörungen
Im Gegensatz zu einer generalisierten Angststörung richtet sich die Angst bei einer Phobie auf eindeutig definierte, im Allgemeinen ungefährliche Situationen oder Objekte. Beispiele dafür sind: Angst vor Tieren (Spinnen, Hunden, Schlangen etc.), Naturgewalten (Gewitter, Wasser) oder vor Situationen, in denen eine Gefahr vermutet wird (große Höhe, Fliegen, Zahnarztbesuch etc.). Auch soziale Phobien, das heißt die Angst im Mittelpunkt zu stehen und von anderen beobachtet oder bewertet zu werden, sowie Agoraphobien, also die Angst vor engen Räumen, weiten Plätzen oder Menschenmengen, zählen dazu. Von einer Störung beziehungsweiser einer Phobie spricht man dann, wenn die Ängste oder das Vermeiden des Auslösers das Leben der Person stark beeinträchtigen.
Bei einer Panikstörung treten wiederholt schwere Angstattacken auf, die sich nicht auf eine spezifische Situation oder besondere Umstände beschränken und dadurch auch nicht vorhersehbar sind. Eine einmalige Panikattacke erleben relativ viele Menschen in ihrem Leben, eine Panikstörung tritt dagegen sehr viel seltener auf. Typisch dafür sind körperliche Symptome wie Herzrasen, Zittern, Schweißausbrüche, Atemnot, Engegefühl in der Brust oder Schwindel. Betroffene erleben oft einen Kontrollverlust und befürchten damit einhergehend möglicherweise ohnmächtig zu werden, einen Herzinfarkt zu erleiden oder verrückt zu werden. Meistens steigt die Angst innerhalb weniger Minuten stark an und klingt dann allmählich wieder ab.
Welche Ursachen für eine generalisierte Angststörung sind bekannt?
Die Ursache von generalisierten Angststörungen sind noch nicht vollständig bekannt, man geht jedoch davon aus, dass mehrere Faktoren eine Rolle spielen: Ein Aspekt ist der genetische Einfluss, wenn Angststörungen in der Familie gehäuft auftreten. Aber auch dann müssen weitere Faktoren dazukommen. Ein eher ängstlicher Erziehungsstil der Eltern oder auch traumatische Erlebnisse in der Kindheit sowie im späteren Leben können die Entstehung begünstigen (z.B. Verluste in der Kindheit, Trennung der Eltern, andauernde extreme Arbeitsbelastung). Ebenso können andere psychische Erkrankungen, wie Depressionen oder eine Suchterkrankung damit einhergehen. Der Auslöser für eine generalisierte Angststörung ist häufig ein Ereignis in der Gegenwart, das die Betroffenen stark belastet.
Was hilft bei einer generalisierten Angststörung?
Eine generalisierte Angststörung ist in der Regel gut behandelbar und unter den therapeutischen Methoden wurde die Verhaltenstherapie am besten erforscht und hat sich als langfristig wirksam erwiesen. Diese Therapieform zielt sowohl auf die Veränderung übernommener Glaubenssätze ("ich schaffe es sowieso nicht", "ich bin hilflos", "ich bin nichts wert") als auch auf eine Änderung des Verhaltens. Die Betroffenen stellen sich schrittweise den Situationen oder Reizen, vor denen sie Angst haben, und lernen dadurch, dass das Befürchtete oft nicht eintritt und wie sie mit den Ängsten besser umgehen können. Auch Entspannungsverfahren und Methoden zur Stressbewältigung können unterstützend eingesetzt werden.
Ängste können für den Lebensalltag sehr belastend sein. Wenn du befürchtest, du könntest eine Angststörung haben, ist es sinnvoll, mit einem*er Arzt*Ärztin oder einem*er Therapeut*in darüber zu sprechen und abklären zu lassen, was dich am besten unterstützt.